Moderne Väter – neue Rollen

Ein Mann mit hellbraunen, mittellangen Haaren, die zu einem Pferdeschwanz zusammengebunden sind, und einem Bart sitzt mit einem blonden Baby, das einen grauen Strickpullover trägt, auf einem Bett in einem hellen Zimmer. Neben dem Mann steht ein weißer Wäschekorb mit gefalteten Kleidungsstücken, und er hält ein graues T-Shirt in der Hand, als wolle er es zusammenlegen.

Die neue Väterrolle: Gleichberechtigung als Schlüssel zur Veränderung

Die Rolle des Vaters hat sich in den letzten Jahrzehnten grundlegend gewandelt. Während unsere Eltern- und Großelterngeneration Väter vor allem in die Erwerbstätigkeit und Ernährer-Rolle gedrängt hat, wünschen sich heutige Väterzunehmend eine aktive, partnerschaftliche Aufgabenverteilung in der Familie. Der Väterreport 2023 zeigt deutlich: Jeder zweite Vater möchte die Hälfte der Kinderbetreuung übernehmen – tatsächlich gelingt dies jedoch nur jedem fünften. Diese Diskrepanz zwischen Wunsch und Wirklichkeit verweist auf strukturelle gesellschaftliche und politische Hürden, aber auch auf ein wachsendes Bewusstsein für Gleichberechtigung.

Gleichberechtigung in Familien ist nicht nur ein gesellschaftliches Ideal, sondern bringt konkrete Vorteile für alle Beteiligten. Es ist eigentlich selbstverständlich! Wenn Väter mehr Verantwortung zu Hause übernehmen, profitieren alle, insbesondere die Mütter durch Entlastung, größere berufliche Freiräume, gesellschaftliche Teilhabe und Gleichberechtigung. Väter wiederum erleben intensivere Bindungen zu ihren Kindern und eine erfüllendere Familienzeit. Studien zeigen, dass Kinder, die mit präsenten Eltern aufwachsen, emotional stabiler und sozial kompetenter sind.

Auch gesellschaftlich hat diese Entwicklung Sprengkraft: Die traditionelle patriarchale Ordnung, in der Männer dominieren und Frauen primär für Sorgearbeit zuständig sind, wird durch gleichberechtigte Familienmodelle infrage gestellt. Wenn Männer Care-Arbeit leisten, wird Fürsorge nicht länger als „weiblich“ kodiert. Das verändert nicht nur familiäre Dynamiken, sondern auch die Arbeitswelt, in der Vereinbarkeit zunehmend als gemeinsames Anliegen verstanden wird. Politik hat hier noch einen großen Beitrag zu leisten.

Der Väterreport betont, dass geschlechterreflektierte Männerarbeit ein zentraler Hebel für Gleichstellung ist. Sie hilft, toxische Männlichkeitsbilder zu hinterfragen und neue Rollenmodelle zu etablieren. Väter, die sich bewusst für mehr Verantwortung im Familienleben entscheiden, sind damit nicht nur Vorbilder für ihre Kinder – sie sind auch Wegbereiter für eine geschlechtergerechtere Gesellschaft.

 

Der Väterreport 2023 zum Download

 

Zusammenfassung: Väter im Wandel: Wunsch nach Gleichberechtigung – Realität hinkt hinterher

Der Väterreport 2023 zeigt: Väter engagieren sich zunehmend in der Familie, doch zwischen Wunsch und Wirklichkeit klafft eine deutliche Lücke. Zwar möchten viele Väter heute präsenter im Leben ihrer Kinder sein und streben eine partnerschaftliche Aufgabenteilung an, doch strukturelle und kulturelle Barrieren erschweren die Umsetzung.

So wünschen sich knapp zwei Drittel der Väter mehr Zeit für ihre Kinder, und jeder zweite möchte die Hälfte der Betreuung übernehmen – tatsächlich gelingt dies nur 21 Prozent. Auch beim Thema Erwerbsarbeit zeigt sich ein Ungleichgewicht: Während zwei Drittel der Väter gleiche berufliche Chancen für beide Elternteile befürworten, machen sie deutlich seltener berufliche Abstriche zugunsten der Familie als Mütter. Nur 8 Prozent der Väter arbeiten in Teilzeit, gegenüber 68 Prozent der Mütter.

Die Einführung von Elterngeld und Partnermonaten hat positive Impulse gesetzt. Der Anteil der Väter, die Elternzeit nehmen, ist von 20 Prozent (2008) auf 44 Prozent (2020) gestiegen. Besonders Väter, die über die zwei Partnermonate hinaus Elternzeit nehmen, fördern eine gerechtere Aufgabenverteilung. Unternehmen, die Vereinbarkeit aktiv unterstützen, profitieren von motivierten Mitarbeitenden und gelten zunehmend als attraktive Arbeitgeber.

Der Report identifiziert erstmals fünf Vätertypen – vom engagierten Mitgestalter bis zum traditionellen Rollenbewahrer. Trotz ihrer Unterschiede eint sie der Wunsch nach mehr Partnerschaftlichkeit. Das klassische Modell des alleinigen Familienernährers verliert an Bedeutung: Nur ein Drittel der Väter lebt dieses Modell noch.

Gleichberechtigung in der Familie stärkt nicht nur die Beziehung zwischen Eltern und Kindern, sondern wirkt auch gesellschaftlich: Sie bricht patriarchale Strukturen auf, fördert faire Chancen und schafft neue Rollenbilder. Politik und Wirtschaft sind gefordert, diesen Wandel aktiv zu unterstützen – etwa durch die geplante Familienstartzeit, die Vätern zehn bezahlte Tage nach der Geburt ermöglichen soll.


 

Und wer noch nicht genug hat:

Familienreport 2024